Bislang war der Kindergarteneintritt meiner Kinder wohl einer der emotionalsten und herausforderndsten Meilensteine für mich als Mutter überhaupt. Mittlerweile habe ich zwei Kinder eingewöhnt und sie besuchen beide mit Begeisterung die gleiche Kita und Gruppe.
Ein kleiner Spoiler vorweg: Da wir umgezogen sind und die langen Wege für mich als berufstätige Mutter nicht mehr machbar sind, haben wir vor kurzem beschlossen zum nächsten Kitajahr, die Kita zu wechseln. Somit wird mich dieser Meilenstein schon bald wieder einholen und ich glaube, es wird genauso emotional, wie beim ersten Mal…
Ich erinnere mich noch gut an das Vorgespräch im Kindergarten, zu dem mein Mann, mein ältester Sohn und ich damals eingeladen wurden. Es fand während des laufenden Kita-Alltags im Bastelraum statt. Wir saßen mit zwei Erzieherinnen und einem Elternteil (Eltern-Initiativ-Kinderladen) zusammen und erhielten eine ausführliche Erklärung zum Konzept der Einrichtung, zum Tagesablauf und zur Eingewöhnungsphase. Meinen Sohn interessierte das alles eher weniger. Er saß nur dicht an mich gekuschelt auf meinem Schoss und war froh, als er wieder mit mir zurück nach Hause konnte. Zu dem Zeitpunkt war auch ich froh, dass wir noch ein paar Wochen zusammen hatten. Doch diese Zeit sollte wie im Flug vergehen.
Die Eingewöhnung begann. Und ich musste zum ersten Mal lernen loszulassen. Mich plagten gemischte Gefühle mit neugieriger Spannung auf der einen Seite und Unsicherheiten und Sorgen auf der anderen Seite. Als wir im Kindergarten angekommen waren, bekamen wir ein Fach in der Garderobe zugeteilt. Mein Sohn bekam das Fach mit der Eisenbahn, in dem er nun Platz für all seine Sachen hatte, wie z.B. Gummistiefel, Matschhose und Hausschuhe. Nachdem unsere Sachen verstaut waren und wir unsere unsere Hausschuhe angezogen hatten, gingen wir gemeinsam ins Spielzimmer zu den anderen Kindern. Ich saß mit meinem Sohn auf meinem Schoß auf dem Boden und hielt ihn beschützend in meinen Armen, da er sich vor dieser neuen Situation sehr scheute. Ich war beruhigt zu wissen, dass er zu nichts gezwungen wurde. Wir beobachteten nur die anderen Kinder und Erzieher. Gelegentlich versuchte eine Erzieherin Kontakt aufzunehmen und ihn zum Spielen zu ermutigen.
Der Eintritt in den Kindergarten ist ein bedeutender Meilenstein, der mit vielen verschiedenen Gefühlen einhergeht. Es handelt sich nicht nur um einen großen Schritt für mich, sondern auch für meinen Sohn, da sein Leben damit grundlegend verändert wird. In kürzester Zeit soll er Vertrauen aufbauen, neue Bezugspersonen kennenlernen und gleichzeitig lernt er, sich von mir zu lösen. Ich erinnere mich, dass es damals eine Woche gedauert hat, bis ich zum ersten Mal meinen Beobachtungsposten einnehmen konnte. Erst zwei Wochen später konnte ich zum ersten Mal für eine Stunde den Kindergarten verlassen.
Was für ein unglaubliches Gefühl das war, einfach rauszugehen, den Kinderwagen stehen zu lassen und sich für eine Stunde frei bewegen zu können... Ein erster Schritt in Richtung Abnabelung war getan. Anfangs wusste ich gar nicht, was ich mit so viel Freizeit anfangen sollte. Ich musste auch immer in der Nähe der Kita bleiben, was meine neu gewonnene Freiheit stark einschränkte. Ich schlenderte also entspannt über den Markt und erledigte einige Einkäufe. Am Ende der Stunde waren wir beide erleichtert, uns wieder in die Arme schließen zu können. So lernten wir beide, die Zeit des voneinander getrennt sein schrittweise zu verlängern.
Es ist nach wie vor sehr schwierig für mich, die Verantwortung für meinen Sohn an jemanden abzugeben, den ich kaum kenne. Vor dem Eintritt in den Kindergarten waren mein Sohn und ich 2 Jahre lang 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche zusammen.
Es ist glaube ich völlig normal, dass uns beiden der Schritt schwerfällt. Für mich war es damals ein großer Trost zu sehen, dass es anderen Müttern genauso erging. Selbst bei bereits eingewöhnten Kindern gab es manchmal sogar mehr Tränen als bei uns. Als ich eines Tages mit einer anderen Mutter vor der Kita stand und sie sich von ihrer Tochter verabschieden musste, die nicht bleiben wollte, sagte sie mir, dass es nicht leicht ist und sie oft im Auto von ihren Gefühlen übermannt wird. Das war natürlich nicht schön zuhören, aber ein kleiner Trost für mich. Ich war mit meinen Gefühlen nicht alleine…
Heute geht er so gern in die Kita und möchte am liebsten jeden Tag als Erster kommen und als Letzter gehen. Bei meinem Jüngsten war es deutlich einfacher. Seit fast einem halben Jahr geht auch er in den Kindergarten. Im Gegensatz zum älteren Bruder verlief die Eingewöhnung problemlos, da er durch seinen großen Bruder schon mit der Umgebung und den Abläufen vertraut war. Obwohl die Eingewöhnung bei meinem zweiten Kind reibungsloser verlief, fiel es mir noch immer schwer, mich von ihm zu lösen. Dennoch hat mir die Begeisterung meines jüngsten Kindes dabei geholfen, positiv zu bleiben. Seine Freude und sein Spaß an der Kita waren ansteckend und haben mich mitgerissen. Er freute sich jeden Tag sehr auf den Kindergarten.
Inzwischen gibt es wieder Tage, an denen er mir sagt, dass er nicht in den Kindergarten gehen möchte und lieber bei mir bleiben würde. Das fühlt sich jedes Mal an wie ein Stich ins Herz. Es fällt mir schwer, hart zu bleiben, und wahrscheinlich wird es auch in Zukunft so bleiben. Die Kindergartenzeit ist ein ständiges Auf und Ab der Gefühle, und ich bin dankbar für jeden Tag, an dem beide gerne hingehen.
Wie bereits erwähnt, stehen wir erneut vor dem Meilenstein der Eingewöhnung, da wir zum neuen Kindergartenjahr in eine neue Einrichtung wechseln werden. Und obwohl das Konzept eines Kindergartens unseren Jungs bereits bekannt ist, bleibt die Situation unsicher und ungewiss. Insbesondere die Vereinbarkeit der Eingewöhnung mit unseren Arbeitszeiten sowie die mögliche Auswirkung auf unsere Kinder bereiten mir Sorge. Ich hoffe jedoch, dass dieser Schritt einen großen Mehrwert für unsere Jungs darstellen wird. Da die Kita in unserem Einzugsbereich liegt, kann mein ältester Sohn, in seinem letzten Kitajahr vielleicht Freundschaften schließen, die ihm den Übergang zur Schule erleichtern werden, weil sie am Ende auf die selbe Schule gehen wie er.
Ich denke, egal welcher Meilenstein der Nächste ist, jeder Schritt der Abnabelung wird mir schwer fallen. Gleichzeitig wünsche ich mir, dass meine Kinder ihre Flügel ausbreiten und die Welt erkunden können. Solange sie immer wieder zu mir zurückkehren, weiß ich, dass ich als Elternteil alles richtig gemacht habe.